Die Frage kam in einem anderen Thread auf, aber damit der nicht schon wieder in Richtung dieses Themas abbiegt, mache ich hier mal einen neuen Thread auf.
Sugardating bewegt sich zwischen konventionellen Beziehungen und Prostitution und tendiert mal mehr, mal weniger mal in die eine, mal in die andere Richtung.
Sobald wir von einem Preis reden, sind wir nahe an der Prostitution: Sexarbeiterinnen haben ihren Preis. Frauen außerhalb der Sexarbeit haben das nicht. Wenn wir nahe an der Sexarbeit sind, können wir uns auch an den Preisen dort orientieren. Die liegen bei einem Stundendate so zwischen 100,- und 300,- Euro (ja, es geht auch günstiger; ja, es geht auch teurer), bei längeren Dates wird es teurer, wobei meist ein wenig "Mengenrabatt" hinzukommt, und viele Escort-Agenturen unterscheiden preislich zwischen "Dinner Date" und "Private Time".
In konventionellen Beziehungen gibt es keinen Preis. Sehr wohl einen Einkommensausgleich zwischen unterschiedlich gut verdienenden Partnern. Wenn der Chefarzt und die Krankenschwester zusammen wohnen, teilen die sich meist nicht hälftig die Miete für das Häuschen. Und sie rechnen jetzt auch nicht pro Date ab.
Für echtes Sugardating rede ich lieber von Zuwendung und betrachte das eher als fairen Einkommensausgleich und/oder als Attraktivitätsausgleich. Und dann lässt sich die Eingangsfrage nicht pauschal beantworten.
Für das Thema "Einkommensausgleich" habe ich im Buch Sugardating mal eine Faustregel genannt: Pro Monat 1% des Brutto-Einkommens des Sugardaddys. Da würde man auf folgende Zahlen kommen:
Brutto-Einkommen 50.000,-
pro Monat: 500,-
Brutto-Einkommen 100.000,-
pro Monat: 1000,-
Brutto-Einkommen 200.000,-
pro Monat: 2000,-
Brutto-Einkommen 500.000,-
pro Monat: 5000,-
Brutto-Einkommen 1.000.000,-
pro Monat: 10.000,-
Was in diesem Zahlen nicht enthalten ist, sind Häufigkeit und Dauer der Treffen, sind ein Ausgleich von unterschiedlicher Attraktivität. Gerade Attraktivität lässt sich nicht objektivieren.
Wie eingangs geschrieben: Sugardating bewegt sich zwischen konventionellen Beziehungen und Prostitution. Auf dieser Skala kann man auch ein weiteres Phänomen klar beobachten: Die Relevanz der finanziellen Summe als alleiniges Kriterium. Bei konventionellen Beziehungen spielen bei der Partnerwahl viele Kriterien eine Rolle. Je mehr wir uns dem Bereich der Prostitution nähern, desto mehr spielt der Preis eine Rolle, desto mehr wird er auch das allein entscheidende Kriterium. Bei einer Escort-Agentur fragt mich niemand, ob ich attraktiv aussehe, ob ich mich gewählt ausdrücke, wie respektvoll ich meine Mitmenschen behandele, ob ich Manieren bei Tisch habe - es interessiert nur, ob ich den Preis zu zahlen bereit bin oder nicht.
Und: Ich habe keine Vorbehalte gegen Sexarbeit. Aber bei manchem, was ich hier so lese, stelle ich mir doch die Frage, ob der oder die Schreibende im richtigen Forum unterwegs ist.