Bevor ich zu ein paar grundsätzlichen Gedanken komme, möchte
ich noch meine zweite Shoppinggeschichte erzählen, weil sie einerseits in die
gleiche Richtung geht und andererseits vielleicht noch krasser ist.
Zu einem Zeitpunkt, wo ich eigentlich gar nicht mehr so
unerfahren war, habe ich es - in einem Moment geistiger Umnachtung - für eine
gute Idee gehalten, das erste (!) Kennenlerndate in einem Outlet-Shoppingcenter
zu machen. Einerseits habe ich selbst etwas gebraucht und andererseits dachte ich
mir: ist mal eine Abwechslung zum üblichen Café oder Restaurant.
Das potentielle SB hatte jetzt selbst absolut kein Geld. Es
ist ja nicht so, dass alle SBs vollkommen blank sind, bei dieser (und der von
meiner vorherigen Geschichte) war es aber so. Sie kam jetzt familiär zwar nicht
aus der kompletten Armut, aber sicher aus keiner Mittelschicht, schon eher eine
ärmere Kindheit.
Gut, ich habe ihr angeboten, dass ich etwas kaufe was sie
braucht. Die Entscheidung fiel auf eine Handtasche. So, jetzt gibt es solche bei -
ich weiß nicht - Desigual oder S-Oliver um +/-30-50 Euro und das wäre auch ok
gewesen.
Leider wieder die totale Fehleinschätzung: im Gucci-Store
(und das ist jetzt kein Synonym, das war wirklich einer von Gucci) haben wir zu
meiner vorübergehenden Erleichterung nichts passendes gefunden. Dafür dann eine
im Burberry-Shop für 600 Euro. Keine Frage, absolut schön und sie würde auch so
gut zu ihrem Kleidungsstil passen. Da habe ich dann freundlich aber bestimmt:
no way gesagt. Sind noch weiter auf die Suche gegangen und haben uns auf eine
von Armani für 200 geeinigt, die sie dann mit einem halb-beleidigten Gesicht
akzeptiert hat.
Warum habe ich überhaupt die gekauft? Einerseits weil das
ganze ja sonst komplett den Bach hinunter gegangen wäre und andererseits, weil
ich mir - wenn ich eine Frau wäre - diese auch selbst gekauft hätte. Gebe auch
für mich etwas mehr für Kleidung aus.
Ich hatte dann noch mit ihr ein weiteres Date, wo wir auch
Sex hatten. Dieser und ihr sonstiges Verhalten war aber sehr
unterdurchschnittlich und ich habe die Sache danach beendet.
Auf der obersten Ebene ist dieses Verhalten einmal eine
Unverschämtheit, besonders bei einem ersten Date. Eine 600 Euro Handtasche zu
fordern wenn a) man sich selbst keine um 60 leisten könnte und b) auch niemand
in der Familie oder den Vorfahren jemals sowas hatte.
Eine Ebene tiefer, denke ich dass das der von Thomas
beschriebene mangelnde Realitätssinn der SB aus der Unterschicht ist, die
glauben/sich denken, dass es für so jemanden für mich das ohnehin normal wäre,
sowas zu kaufen. Wenn für einen selbst eine Handtasche um 60 Euro außerhalb
jeder Reichweite ist und man auch keine Vorbilder in der Familie hatte, hat man
keinen Bezug dazu, was "normal" ist. Da sind 60, 200, 600 und 3000 genauso
irreal weit weg, dass es keinen Unterschied macht.
Eine parallele Ebene ist wahrschienlich die Wut und der
Neid auf Leute wie mich, der sie ja mit einem schicken Auto dort hin chauffiert
hat und offensichtlich keine finanziellen Sorgen hat. Wenn frau einmal Zugang zu
so jemanden hat, nimmt sie ihn möglichst schnell aus. Dass eine langsame,
bescheidenere Strategie langfristig mehr bringen würden, raffen diese SBs nicht.
@TJermey: d.h. ich bin da nicht deiner Meinung, dass SBs aus
armen, einfachen Verhältnissen bescheidener oder einfacher zu handeln sind.
Habe da nahezu gegenteilige Erfahrungen gemacht.
Jetzt finde ich die Aussage von admin, dass Shoppen gehen
ein "böser, taktischer Fehler" ist spannend. Ich stimme dem 100%ig zu
und werde das auch nie mehr machen.
Mit dem SD shoppen zu gehen, ist allerdings in der breiten
Öffentlichkeit ja eines der Kernbilder/-elemente einer SD-SB Beziehung. Das
verkörpert quasi worum es geht. Und gerade das, hat sich in der Praxis als
der größte Fehler und die größte Dummheit erwiesen.
Ein anderes Beispiel ist eine monatliche, finanzielle
Pauschale für das SB. Wir haben an anderer Stelle hier im Forum schon diskutiert,
dass alle Versuche in diese Richtung in einer Katastrophe geendet haben und
dass jeder einen (vorher vereinbarten) Betrag pro Aktivität empfiehlt. Finde
ich auch spannend.
Wenn man sich bei Seeking Arrangement registriert, muss man
sogar explizit ankreuzen, dass man keine "pay-per-date" Arrangements
vereinbart. Gut, das muss man jetzt auch zu einem Gutteil vor dem
USA-Hintergrund sehen, wo man damit versucht, weiter von der (illegalen)
Prostitution wegzukommen.
Auch wenn wir hier seitenweise negative Geschichten wälzen,
muss ich schon anmerken, dass ich meine SD-Abenteuer in Summe nicht bereue. Ja,
ich habe eine mittlere zweistellige Anzahl an katastrophalen Verhaltensweisen
erlebt und mich oft genug geärgert. Auf der anderen Seite habe ich in den 1,5
Jahren, in denen ich das jetzt mache, unglaublich tolle Dinge erlebt, die ich
davor nie-und-nimmer für möglich gehalten hätte.